Den Mund aufmachen

 

Unglaublich viele Frauen leiden unter einem dauerhaft angespannten Kiefergelenk. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einen davon siehst du hier im Bild.

Den Mund verbieten

In der Mode war der spanische Hof tonangebend. Frauen wirkten steif und leblos. Ihre Körper waren in Korsetts aus Eisen- und Fischbeinstäben gezwungen. Bleiplatten drückten den Busen platt. Ja, du liest richtig. Weibliche Rundungen waren unerwünscht. Die Halskrause verhinderte freies Atmen und freien Ausdruck.

Auch wenn europäische Frauen heute keinem Modediktat mehr unterliegen, wenn niemand uns mehr den Mund verbietet – die Auswirkung spüren wir heute noch: Die Erfahrung unserer Ahninnen sitzt uns bis heute in den Gliedern. Traumatische Ereignisse, wie die permanente Angst davor, als Hexe verbrannt zu werden, wurden weitergeben. Letztlich an uns. In der Wissenschaft spricht man von transgenerativen Traumen. Wie sich das körperlich auf uns auswirkt, kannst du hier lesen.

Frauen hatten nichts Inhaltliches zu sagen. Gespräche mit Tiefgang waren Männern überlassen. Unterhaltung fand in Anwesenheit von Anstandsdamen statt, während die Hände sich emsig der Stickarbeit widmeten. Eine Halskrause wirkt wie ein Maulkorb. Der Kehlkopf, in dem übrigens das Kehlkopfchakra liegt, das wichtig ist für Kommunikation und freien Ausdruck, wird beengt.

Heute, nur wenige Generationen später, spüren wir die Auswirkungen auf unser aktuelles Leben – zum Beispiel durch Anspannungen im Kieferbereich.

Vom Korsett befreien

Während ich dies schreibe, kommt mir der Gedanke: Ist es nicht interessant, dass wir heute Zahnspangen und Beißschienen verordnet bekommen?

Zum Glück gibt es Logopädie, Stimm- und Sprechtraining, Physiotherapie. Speziell für den Bereich Kiefer gibt es die RESTET-Methode. Auch Rolfing und die Franklin Methode können Erleichterung bringen. Manche tiefsitzende Verspannungen werden wir jedoch mit mechanischen Übungen alleine nicht lösen.

Barbara saß nah am Abhang

Edeldamen wie Prinzessin Isabella im Bild oben, hatten Unterricht in Konversation. Sie lernten auf mühsame Weise sich zu artikulieren – trotz Halskrause und Bleipanzer auf der Brust. Auch heutzutage gibt es Übungen, mit denen wir unser Sprechwerkzeug trainieren können. Schauspieler, die fehlerfreies Sprechen trainierten kennen „Barbara„. An sinnfreien Sätzen wie diesem kam kaum jemand vorbei. Mit Worthülsen wie Bla Bla setzen wir „alle Hebel“ in Bewegung und öffnen unseren Kiefer. Probiere das doch gleich mal aus. Bla Bla.

Es ist nur so, dass uns bei Bla bla oder beim Papperlapapp die Spucke wegbleibt. Das meine ich ernst. Speichel ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass unsere Lebensenergie, das Chi fließt. Das tut es nicht, wenn wir brabbeln. Ein kurzes „A“, noch dazu in Verbindung mit einem „p“ oder „b“ wirkt wie ein Stoppschild. Bla Bla drückt bereits phonetisch aus, wofür es steht: für wenig Tiefgang. Es geht nicht nach unten. Es ist unverdaulich. Der Ton bleibt uns im Hals stecken. Auch ohne Halskrause.

Und nicht genug: Bla Bla ist wie ein zu scharfes Reinigungsmittel. Statt nur sanft den Schmutz  zu entfernen, nimmt es die Patina oder den Glanz weg. Die Oberfläche bleibt schutzlos zurück. Die Stimme wird brüchig, der Hals fühlt sich „rau“ an.

Im Fußletter läuft noch mehr…

Wohlklang

Anders beim Wort „Danke“. Hier wirst du weit im Herzbereich. Dein Kehlkopfchakra, und dein Herzchakra nicken dir freundlich zu. Das Chi fließt und so auch der Speichel. Ich finde es wichtig, dass wir nicht nur mechanisch üben, sondern gleichzeitig Fülle einladen, statt den Mangel zu verwalten. Spüre selbst, welchen Unterschied du wahrnimmst zwischen einem Bla und einem La. Eine große Bedeutung kommt dabei dem Laut „Hmmm“ zu. Darüber habe ich ein Video in diesem Blogartikel für dich. Und als Draufgängerin bin den Zusammenhängen zwischen Zehen und Zähnen nachgegangen.

Das Herz hat Gründe von denen die Vernunft nichts weiß. – Blaise Pascal

Spezielle Laute bieten nicht nur den Vorteil, den Kiefer zu trainieren und zu entspannen, sie haben eine nährende und besänftigende Wirkung. Uns der unterschwelligen Wirkung von Lauten bewusst zu sein ist deshalb so wichtig. Denn wenn uns „etwas in den Gliedern sitzt“ ist es wichtig, dass wir es sehr freundlich und bestimmt herausholen. In meinem Onlinekurs DEN KIEFER BEFREIEN erfährst du mehr.

Statt alle Hebel in Bewegung zu setzen und sich zu bemühen, ist es mir wichtig, dass wir unseren Körper durch freudvolles Handeln inspirieren. Mit Spielen laden wir Leichtigkeit in unser System ein, nicht mit harter Arbeit. Und nicht nur das: Durch eine Methode, die ich Tacheles-Sprechen nenne, lockerst du nicht nur den Kieferbereich, sondern holst aus der Tiefe deines Körpers die Weisheit heraus. Das was durch dich zum Ausdruck gebracht werden will.

Fazit:

„Du machst ganze Welten auf.“ – Dieses Kompliment bekam ich von einer Teilnehmerin meines Füße-Kurses. Und nun will ich neue Welten auftun und den Kiefer befreien. Weil Frauen etwas zu sagen haben.

Alles Liebe

Birgit

5 Kommentare
  1. Nora sagte:

    Es ist so wahr, dass Worte Macht haben. Sie können heilen, inspirieren, aufklären, aber auch verletzen und spalten. Dein Aufruf, sich bewusst zu machen, was wir sagen und wie wir es sagen, ist äußerst relevant. Wir sollten uns immer daran erinnern, dass unsere Worte die Welt um uns herum formen.
    LG,
    Nora

  2. Heike sagte:

    Liebe Birgit, dein Artikel kam zur rechten Zeit, denn kürzlich ging ich auf die Bühne, um eine Rede zu halten. Ich wollte mich ganz geben; mit allem, was mich ausmacht.
    Wenn die Kiefermuskeln verspannt sind und nicht mitspielen wollen, behindert das den Selbstausdruck sehr. Deine Übungen, die den Kiefer und Mund lockern, haben mir richtig gut geholfen! Herzlichen Dank!

  3. Riccarda sagte:

    So spannend, die Verbindung von vergangenen Zeiten zum Hier und Jetzt. So vieles lässt sich aus der Historie erklären und ich finde es grandios, wie wir heute dabei sind, all das hinter uns zu lassen, um zu unserer eigenen Stärke und Mitte zu finden. Danke für diesen Artikel!

    • Birgit sagte:

      Liebe Riccarda,
      die Geschichte kann uns vieles lehren. So kann man sehen, dass immer wieder vereinzelte Frauen besondere Rollen eingenommen haben. Was wir jetzt erst langsam lernen: Dass wir den Weg nicht allein gehen müssen. Wenn wir uns vernetzen und austauschen, stärken wir uns gegenseitig und können uns gegenseitig Vorbilder sein, statt dass wir immer wieder in die Fußstapfen unserer Ahnen steigen und deren Fehler wiederholen.
      Liebe Grüße – Birgit

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