Dankbarkeit ist Psychohygiene

Wenn du meinst, dass es dir dann besser geht, wenn du dein Problem im Griff hast – hat dich dein Problem im Griff.
In diesem Artikel erfährst du,

Wie du mit Dankbarkeit dein Leben auf verblüffende Weise verändern kannst

Herausforderungen, vor allem körperlicher Natur, zehren an den Nerven und kosten Energie. Das wird uns so vorgelebt, und wir empfinden es als normal. Es geht jedoch auch anders: Wie würde es dir gefallen, stattdessen Energie zu gewinnen und über dich hinauszuwachsen?
Dazu ist es Not-wendend, dass wir uns über einige grundlegenden Dinge bewusst werden.

Dankbarkeit. Emotionale Intelligenz oder Pflicht?

Als Kindern wurde den meisten von uns beigebracht, „brav Danke zu sagen“, wenn wir etwas geschenkt bekamen. Unabhängig davon, ob wir uns beschenkt fühlten oder nicht.

Lektion 1: Jemandem Dankbarkeit zu „schulden“ ist nicht o.k.

Die Erfahrung von „Nicht o.k.“ manifestiert sich in körperlicher Anspannung, da Unzufriedenheit Stresshormone freisetzt. Auch mental blockieren wir uns, so lange wir unserer „Verpflichtung“ nicht nachgekommen sind.


Statt Herzensqualitäten zu entwickeln, werden Kinder zu Buchhaltern. Nicht Verbindung steht im Vordergrund, sondern Ausgleichsverpflichtungen und Verbindlichkeiten. Wen wunderts, dass wir mit verschlossenen Herzen groß werden und im Leben immer wieder die Erfahrung machen: „Nicht geschimpft ist genug gedankt.“

Dankbarkeit als bloße Pflichterfüllung zu erfahren, ohne sie tatsächlich zu empfinden, untergräbt ihre Bedeutung und beraubt sie ihres Potenzials.

Vielleicht liegt darin die Antwort darauf, dass Dankbarkeit lange Zeit als die „von Psychologen am meisten vernachlässigte Emotion“ galt und auch die gegenwärtige Philosophie, sich kaum damit beschäftigte. Offensichtlich vollzieht sich hier ein Wandel: Es scheint so, als ob sich gegenwärtig jeder für Dankbarkeit begeistern lässt.

Dankes-Listen statt „Danke, nicht der Rede wert.“

In den letzten Jahrzehnten wird Dankbarkeit in anderem Licht gesehen: Von Dankbarkeitslisten ist die Rede.
Dabei wird man angehalten, den Punkten auf der Liste vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken und dankbar für das zu sein, was in unserem Leben ist. Achtsamkeit anstelle von Beiläufigkeit ermöglicht es uns, das zu schätzen, was wir oft als selbstverständlich betrachten.

Lektion 2: Dankbar zu sein für das, was ist, statt zu bemängeln, was fehlt, macht zufriedener und gesünder.


Mediziner bestätigen die positiven gesundheitlichen Auswirkungen einer regelmäßigen Dankbarkeitspraxis, vergleichbar mit Gebet oder Meditation. Die Selbstheilungskraft wird aktiviert, wenn wir uns aus der Alltagshektik zurückziehen und entspannen. Lese dazu, wie selbst deine inneren Organe auf Dank reagieren, aber auch wie du deine Drüsen glücklich machen kannst.

Vor allem dann, wenn wir uns dabei ertappen, immer mehr nur zu funktionieren, statt inspiriert zu handeln, hilft Dankbarkeit uns dabei, uns neu auszurichten.

Gesund und erfolgreich durch Dankbarkeit


Im Zuge der Positiv-Denken-Bewegung wurde Dankbarkeit als Erfolgsstrategie entdeckt: Visualisiere das, was du in dein Leben ziehen möchtest, und fühle dich dabei glücklich und dankbar, als hättest du es bereits.

Lektion 3: Das Gefühl von Dankbarkeit wirkt magnetisch für das, was dir wichtig ist im Leben.

Vor allem wenn wir versucht sind, Geduld und Vertrauen zu verlieren, hilft Dankbarkeit enorm: Statt uns Sorgen zu machen, strahlen wir Zuversicht aus. Durch sogenannte Spiegelneuronen überträgt sich dies auf erfreuliche Weise: Wir ernten ein Lächeln. Im Gesichtsausdruck unserer Mitmenschen erkennen wir Freude und Optimismus anstelle von Unsicherheit.
Wir sind entschlossener und dynamischer, was sich auf Muskeltonus, Gangbild und Körperhaltung auswirkt. Gelebte Dankbarkeit ist sichtbar und steigert unsere Attraktivität auf allen Ebenen.

Unverdiente Dankbarkeit

Im Englischen heißt Dankbarkeit „gratitude“. Der Wortstamm verweist darauf, dass uns etwas „gratis“ – also unverdient gegeben wird.
Danken, und auch das englische „thanks“, stammen ab aus dem althochdeutschen „danc“, das bedeutet, „Jemanden in seinen Gedanken halten.“

Es erscheint uns logisch, uns für etwas oder bei jemandem zu bedanken, wenn uns „Gutes“ entgegengebracht wird.
Jemandem „unverdient“ Dank auszudrücken erscheint uns merkwürdig…

Jetzt wird es unbequem. Wachsen werden wir nur dann, wenn wir vertraute Pfade verlassen. Uns bei Menschen zu bedanken, die „es nicht verdienen“, kostet uns Mut, kann sich aber als überaus heilsam herausstellen.

Lektion 4: Dankbarkeit hat nichts mit Logik zu tun.


Dankbarkeit ist Psychohygiene

Dankbar zu sein für die Menschen, die den undankbaren Job machen, uns an unsere Grenzen zu führen, ist unbequem. Unser Verstand wehrt sich dagegen. Statt unseren Dank, bekommen sie unseren Groll zu spüren oder wir bestrafen sie mit Ablehnung oder Missachtung.
Oft sind es Menschen, die uns einmal sehr nahe waren, uns jetzt jedoch scheinbar nur Probleme bereiten… Oft genug sind diese Menschen sich ihrer „Missetaten“ nicht einmal bewusst, bzw. reagieren gereizt auf unser Verhalten ihnen gegenüber.

Die buddhistische Metta-Meditation der liebenden Güte bietet einen Ausweg aus diesem Dilemma. Ein passiver und dennoch wirksamer Weg.

Menschen, die uns triggern und „unschöne Gefühle“ in uns wecken, verdienen unseren Dank, denn erst durch sie kommen wir in Kontakt zu diesen lange unterdrückten Emotionen.

Du kennst den Satz: „Eigentlich müsste ich XY dankbar sein!“ Oft hören wir ihn, meist nach einer Trennung im Rückblick auf eine „unschöne“ Episode.

Wie wäre es, wenn du mit ein paar Tagen Abstand im entspannten Rahmen genau dies ansprichst und dich erklärst und bedankst. Dies wirkt unglaublich ent:waffnend. Was kannst du verlieren?

Dankbarkeit holt uns aus dem Kampf/Verteidigungs-Modus und besänftigt unser Nervensystem.

Aus einer souveränen und entspannten Haltung heraus kannst du in Dankbarkeit loslassen, was nicht mehr passt – oder eine Beziehung kraftvoll neu beleben.

Lektion 5: Dankbarkeit zu fühlen, macht uns souverän und liebevoll – und das strahlen wir auch aus.  

Was ist Dankbarkeit?

Dankbarkeit kann eine Handlung sein oder ein Seinszustand.

Glaubwürdig wird Dankbarkeit erst, wenn wir Dankbarkeit fühlen. Und das fällt uns in manchen Situationen gar nicht so leicht… Obwohl sie uns jedoch gerade dann besonders nützlich wäre.
Deshalb hier mein Rezept für eine köstliche Auszeit:
Bereite dir einen feinen Tee in deiner Lieblingstasse. Suche dir einen ruhigen, ungestörten Platz. Triff aktiv die Entscheidung, Dankbarkeit einzuladen – Jetzt. Spüre wie du sitzt und sei dankbar dafür, dass deine Sitzgelegenheit bequem ist und du dein Gewicht abgeben kannst. Schnuppere an deinem Tee, koste ihn und sei dankbar für diese kleine Auszeit.

Vielleicht genügt dir das schon. Wenn du mehr willst, frage dich: „Wofür bin ich mir dankbar?“
Dir selbst dankbar zu sein ist wahrscheinlich neu für dich. Nutze die Gelegenheit und lasse dich von deinen Antworten überraschen. Mach dir bewusst, dass du das Gefühl von Dankbarkeit aktiv wählen kannst.
Verweile noch ein wenig und schwelge in deinen Antworten. Vielleicht spürst du, wie sich dein Herz öffnet. Vielleicht braucht es aber noch ein wenig Zeit. Du selbst kannst sie dir schenken.

Dir selbst zu danken ist ungewohnt. Doch bedenke: Wenn du dir selbst gegenüber wunder:volle Gefühle zum Ausdruck bringst, werden dich deine Mitmenschen mit anderen Augen sehen.

Lektion 6: Eine unbequeme Wahrheit: Wenn ich nicht dankbar bin, bin ich undankbar. Punkt.

Mit Schaudern erinnere ich mich an eine Situation, als sich eine Frau mit hasserfüllter Stimme über ihr „dummes Knie“ beklagte. Auch wenn ich es damals eilig hatte, von ihr weg zu kommen, bin ich ihr heute dankbar, dass sie mir auf eindrückliche Weise vermittelt hat, wie Undankbarkeit die Atmosphäre vergiftet.


Aber es geht auch anders.

Lektion 7: Tief empfundene Dankbarkeit kann süchtig machen, denn dein Körper schüttet Glückshormone aus.

Habe ich schon erwähnt, dass du Dankbarkeit körperlich bekräftigen kannst? Mit einer Umarmung, indem du deine Hand auflegst, mit einem Lächeln. Oder mit einer freundlichen Geste: Ich erinnere mich an eine Frau, die im Hotelzimmer einen kleinen selbst gefalteten Origamiengel neben das Trinkgeld für das Zimmermädchen legte. Mit welchen Gesten kannst du selbst ein Dankeschön unterstreichen?

Wie geht es noch besser?

Spätestens wenn du die Erfahrung machst, dass du vor Dankbarkeit in Entzückung gerätst, bekommst du eine Ahnung davon, wie sich ein höherer Bewusstseinszustand anfühlt. Tatsächlich ist dieses Gefühl eine Pforte zu Lust und Ekstase.
Vor allem bei starken Emotionen wie Trauer, Wut aber auch körperlichen Schmerzen kannst du wundersame Erfahrungen machen. Dann, wenn du nicht automatisch und oft un:nötig „Leid“ dazu einlädst, sondern Neugier, Freude oder eben Dankbarkeit wählst. Kleine Kinder können das: Sie sind in erster Linie ver:wundert, wenn sie sich weh tun.
Wenn wir uns bewusst für eine dankbare Haltung entscheiden, öffnen wir uns für mehr vom Leben. Sei gespannt, mit welchem Reichtum dich das Leben dann beschenkt.

Problemen kreativ und mit Würde zu begegnen ist ein erstaunlich gewinnbringender Weg, auf den ich erst durch unsägliche Fußschmerzen fand. In meinen Büchern kannst du ihn mit mir gehen.

Danke und alles Liebe für dich

Birgit

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4 Kommentare
    • Birgit Faschinger-Reitsam sagte:

      Liebe Irene,
      alles, was in diesem Artikel über Dankbarkeit geflossen ist, habe ich selbst praktiziert. Mich bei Menschen zu bedanken, die mir auf den Keks gehen, kostet mich Mut. Viel bequemer wäre es, mich aus der Affäre zu ziehen oder „es auszusitzen“, das fühlt sich aber nicht wahrhaftig an. Immer, immer wurden alle Beteiligten dadurch reich beschenkt.
      Meist beginne ich so ein Gespräch humorvoll mit: „Ist dir bewusst, dass du mein Meister/meine Meisterin bist? Du verstehst es, mich …“
      Liebe Grüße und genieße den befreienden Effekt von Dankbarkeit

      Antworten
    • Birgit Faschinger-Reitsam sagte:

      Vielen Dank, liebe Sabrina.
      „EIGENTLICH sollte ich einen Artikel über Dankbarkeit schreiben“ – dachte ich mir. Weil ich mir selbst aufmerksam zuhöre und weiß, welche Perlen wir beiläufig äußern, blieb es nicht beim EIGENTLICH. Indem wir unsere Aufmerksamkeit dafür schärfen, nutzen wir unseren Sprach:SCHATZ.
      Es war mir eine Lust, Dankbarkeit mutig und beherzt zu be:greifen.

      Antworten

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