Langeweile oder die Suche nach dem Prickeln in der Beziehung

Erotik wird immer häufiger konsumiert und findet im Kopf statt, dabei ist es doch jammerschade, unsere Leiblichkeit zu vergessen. Ich liebe solch alte Worte, die aus einer Zeit stammen, als wir unsere Tage nicht fast ausschließlich sitzend verbrachten. Sitzen und die Erfahrung von Langeweile gehen einher. Erst wenn sie in die Schule kommen, beginnen Kinder zu jammern, dass es ihnen langweilig ist… Je mehr Zeit wir auf Couch und Stuhl verbringen, umso fader erscheint uns unser Leben. Was uns nicht daran hindert, unsere Erwartungshaltungen hochzuhalten.

Langeweile und Unerfülltheit sind die häufigsten Gründe, weshalb jede zweite bis dritte Ehe in Deutschland vor dem Scheidungsgericht endet

und dies nach einer durchschnittlichen Ehedauer von etwa 15 Jahren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass manche Ehen nach wesentlich kürzerer Zeit geschieden werden, während andere ein Leben lang halten. Lese auch: Gehen – ein emanzipatorischer Akt.

Nebeneinander auf der Couch zu sitzen ist noch lange kein Zeichen von Nähe.

Durch meine langjährige Körperforschung und viele hunderte von Gesprächen mit Frauen weiß ich, dass unser Körper uns sehr deutlich auf Unstimmigkeiten hinweist und uns damit – manchmal auch schmerzhaft – dienen will. Durch meine Erfahrungen als Hypnotiseurin habe ich erkannt, dass unser Unterbewusstsein seine ganz eigene Logik hat. Übergehen wir unsere Sehnsüchte, leben wir in Vermeidungshaltung und – du ahnst es: Langeweile.  

In gängigen Frauenzeitschriften bekommen wir immer wieder den Rat, mehr Prickeln in unseren Alltag und eingefahrene Beziehungen einzuladen. Sich auf Neues einzulassen, wird empfohlen: Neue Orte oder neue Spielarten auszuprobieren. Das wollte ich genauer unter die Lupe nehmen:

Sextoys gegen Langeweile im Bett?

Während meiner Ausbildung zum Sexual Curiosity Coach habe ich ein Praktikum im Toyshop gemacht. Dort hatte ich Gelegenheit, Menschen zu beobachten, die genau an diesem Punkt standen. Sie suchten erotisches Spielzeug, um die Schmetterlinge wieder zu spüren und die Lust anzukurbeln.
Für mich war es ein Geschenk, wenn – was leider nur selten der Fall war – Paare vergnügt in den Laden kamen und bereits Spaß bei der Auswahl hatten. Für sie waren Toys lediglich die Kirsche auf der Sahnetorte. Von ihnen habe ich gelernt, wie wichtig Spiel und innige Verbundenheit für die Liebe sind.

Erotisches Spielzeug hat mich nicht wirklich überzeugt, um auf Dauer wieder Pep in langjährige Beziehungen zu bringen. Also habe ich mich besonderen Orten zugewendet.

Oder doch lieber besondere Orte?

Fetisch-Tanzpartys boten mir die Gelegenheit. Das entsprechende Shoppingerlebnis im Vorfeld, in Verbindung mit der gemeinsamen Vorfreude, würde ich als als magischen Moment für eine Beziehung empfehlen. Sich und als Paar in Lack, Leder oder Latex zu erleben, verbindet. Während der Veranstaltung bot sich mir die Chance, Menschen zu studieren und eine Antwort zu bekommen auf die Frage: „Haben derlei Veranstaltungen das Potential, neuen Schwung in eine Beziehung zu bringen?“ Ich würde sagen Jein.
Zu ohrenbetäubend guter Musik zu tanzen „wie früher“ und dabei so viel zu Sehen bekommen, dass es einem fast die Sprache raubt, würde ich als verbindendes Gemeinschaftserlebnis bezeichnen. Tatsächlich blicke ich in viele teils entrückte, vielfach entzückte Gesichter.

Taugt nun also die Empfehlung, Neues einzuladen, um eine Beziehung wieder erfüllter zu erleben?
Ich beobachte, dass sich unerwartet Türen öffnen können, je spielerischer und offener sich ein Paar auf Neues einlässt.
„Neues“ kann eine Partnerschaft beleben, hat aber nicht die Kraft, mangelnde Verbundenheit und fehlende Kommunikation zu kompensieren.

Wenn die Sinnlichkeit zu kurz kommt, lade den Zauber des Anfangs ein

Wenn „Neues“ nur bedingt geeignet ist, um das Feuer von Liebe und Leidenschaft zu schüren, was ist dann möglich?

Wenn Lust und Sinnlichkeit zwischen den Verpflichtungen des Alltags verloren gehen, kannst du den Faden auf elegante Weise wieder aufnehmen.

Erotischer Schreibsalon

Meine Coachingkundinnen halte ich immer wieder dazu an, sich bewusst darüber zu werden, was sie „stört“ und sie sind allesamt erstaunt, wie leicht sich selbst harte Brocken lösen, wenn sie das, was nicht passt aufschreiben. Unser Unterbewusstsein ist erstaunlich bereit, mitzuspielen, wenn es eingeladen und instruiert wird.

Dieses Wissen wende ich auch an, wenn ich Frauen im Erotischen Schreibsalon anleite. Was hier passiert ist weit mehr, als dass Geschichten entstehen. Die Teilnehmerinnen kommen sich selbst auf die Schliche. Sie begeben sich spielerisch auf Spurensuche zu Facetten von sich selbst, die schon lange darauf warten, ans Licht zu kommen. Während sich die Geschichten oft fast wie von selbst schreiben, finden die Teilnehmerinnen nicht nur den Zugang zu ihrem eigenen erotischen Schatzkästchen, sie entwickeln darüber hinaus ihre Kommunikationsfähigkeit. Sich mitzuteilen – auf welchem Weg auch immer – schafft Nähe und dies ist die Grundlage für jede innige Beziehung.
 
Erotischer Schreibsalon: Ein Wunder:volles, ganzheitliches, bewegtes und bewegendes Erlebnis mit erstaunlichen Nachwirkungen…

Schließen möchte ich diese Einladung zu mehr Prickeln im Leben mit einem Zitat von Charles Bukowski:

Das Problem ist, wir suchen jemanden, mit dem wir zusammen alt werden wollen, während das Geheimnis darin besteht, jemanden zu finden, mit dem man ein Kind bleiben kann.

Ich bin dankbar für meinen Mut, meine Erlebnisse in meinen Büchern, Seminaren und persönlicher Begleitung mit dir zu teilen und erfüllt von den wundervollen Feedbacks die ich erhalte.

Liebe Grüße

Birgit