Beckenboden

Wie du deinen Beckenboden spüren lernst

oder

Der Nabel der Welt

Den PC-Muskel sollen wir anspannen. Beim Warten an der Supermarktkasse, wenn das Telefon klingelt oder immer wenn wir daran denken…

Was ist der PC-Muskel? Und was bringt uns das?

Auf die Dauer eine tiefe Stirnfalte und verkniffene Mundwinkel. Ach ja, vielleicht noch Atembeschwerden, denn wer kann dabei noch entspannt schnaufen? Gemeint sind Beckenboden-Übungen, die wir in Turnvater-Jahn-Manier ausüben sollen.

Wir wissen es nicht besser

„Alle Löcher dicht. Anspannen und bis zehn zählen!“ Uha… geht’s noch? Derlei Kommandos habe ich schon des Öfteren gehört. Du auch? Gut gemeint ist auch die Vorstellung vom „Lift fahren„: also auch wieder anspannen und hochdenken. Oder der Klassiker: Den Reißverschluss der Jeans gedanklich hochziehen und dabei die Beckenbodenmuskulatur hochsaugen…

Das eine oder andere Bild mag dazu führen, dass sich da wirklich etwas tut. Aber nur unleidig. Oder – wir sind ja unter uns – macht dir das Freude? Mir nicht.

Schon im Kindergarten fand ich den Watschelgang auf den Fußinnenkanten einfach nur albern, der uns als Übung für gesunde Füße beigebracht wurde. Dieser unphysiologische Quatsch hält sich bis heute. Und mit so manchen Übungen für den Beckenboden ist es nicht besser bestellt.

Wir wissen es nicht besser. Wir glauben die Geschichten, die uns über unseren Körper erzählt werden. Obwohl tief in uns drinnen ganz energisch mit dem Kopf geschüttelt wird. Wir zählen bis 10, weil uns das so gesagt wird, verziehen die Mundwinkel dabei und werden nicht schöner dadurch.

Privatvergnügen statt Leibesertüchtigung

  • Übungen, die unseren Beckenboden zum Mitspielen animieren machen uns schön. Unser Gesicht entspannt sich. Wusstest du, dass dein Beckenboden und dein Kiefer aber auch deine Stirn in einer engen Verbindung stehen?
  • Sie machen uns schön, weil unsere Mundwinkel sich heben, wenn unser inneres Kind jubelt und unsere innere Geliebte (ja- die gibt es auch noch) lächelt. Schau dir Mona Lisa an, dann weißt du, wovon ich spreche.
  • Und sie machen uns stark, weil wir unser Schoßfeuer nähren und lernen, die Kraft zu halten. Dass dieses Halten aber so gar nichts mit Zusammenpressen zu tun hat, weiß jede Frau, die sich öfter mal das Lachen verbeißen muss. Und die Närrin in uns will lachen…

Beckenboden: Wenn deine Mitte stark ist, wachsen dir Flügel

Der Nabel der Welt

Unser Prachtstück Schoßraum mit Beckenboden ist von zentraler Bedeutung:

  • Für deine bewusst gelebte Sexualität und Lebensfreude.
  • Deine Haltung wird anmutig und sorgst vor gegen Rücken- und Nackenbeschwerden wie z.B. der Witwenbuckel.
  • Du unterstützt deine Füße. Anders ausgedrückt: Wer zu Plattfüßen neigt, darf eine Etage höher die Fäden spannen, dann „erinnert“ sich auch das Fußgewölbe wieder an seine Form.
  • Husten, Niesen, Lachen – Blasenschwäche: Davor brauchst du keine Angst mehr zu haben. Ein aktiver Bebo schützt dich gegen Tröpfeln.
  • Ein guter Tonus hilft gegen Energie-Inkontinenz. Du bist frischer, lebendiger und ausgeruhter, da du deine Energie halten   kannst.
  • Deine inneren Organe werden gehalten und sanft massiert, statt sich unmotiviert und traurig der Schwerkraft zu ergeben.
  • Aus dem Bauch heraus triffst du Entscheidungen. Ein lebendiger Schoß fördert deine Intuition und Kreativität.

Schau dir die Figur der Trinacria oben im Bild an. Sie zeigt ganz deutlich, wie alles zusammenhängt. Gesicht, Beckenboden und Füße. Wenn deine Mitte stark ist, wachsen dir Flügel und du bist in deiner Kraft. Und die Schlangen sind Symbol für dein Bauchgefühl, deine Intuition und Weisheit. Und das kann nicht durch ein grobmotorisches Pflichtprogramm entwickelt werden, wohl aber durch feinspürige Übungen.

Die Geschichten der Scham

Wegen unseres Wissens wurden Frauen unterdrückt und verbrannt. Bis heute sitzt uns das noch in den Knochen. Und wir Frauen sind nur zu leicht zu manipulieren. Es genügt die subtile Botschaft eines „Du bist nicht gut genug“. Mehr ist nicht nötig. Es genügen Geschichten, denen wir Glauben schenken.

So fiel mir, als ich gerade mal 18 war, ein Buch über Tantra fast aus der Hand. Der Autor sprach despektierlich über den Beckenboden: „…der bei manchen Frauen so ausgeleiert ist wie ein alter Turnschuh.“ Ich hätte weinen können, einen Wutschrei auslassen, das Buch zerfetzen. Stattdessen habe ich mich geschämt, weil ich diese Geschichte geglaubt habe. Welche Geschichten glaubst du?

Heute bin ich in meiner Kraft. Heute bin ich wütend, wenn ich mitbekomme, dass Hersteller von Inkontinenzprodukten Beckenboden-Übungen auf ihren Webseiten zeigen. Das geschieht nicht aus Fürsorge. Das ist ein gigantischer Markt und die Produzenten und Vertreiber von Binden und Höschen, die „auch ein bisschen mehr halten“, wissen genau was sie tun: sie erzählen uns die Geschichte der Scham. Und wir fühlen uns schuldig, nicht genug zu üben, nicht dicht zu sein. Und sie wissen genau: Wenn Frauen aus dieser Haltung heraus trainieren, führt das zu nichts. Und so ist es auch.

Neulich war zu lesen, dass Japanerinnen die Geschichte der Menopause nicht kannten und deshalb auch keine Medikamente dagegen nahmen. Warum auch. Naja, das hat sich ändern lassen: neue Geschichten, neuer Markt, neue Medikamente…

Es ist an der Zeit, dass wir uns neue Geschichten erzählen. Über kraftvolle Frauen, die sich ihrer Weiblichkeit nicht schämen.

Auf den Stöckel gebracht:

Unser Schoßraum ist der Nabel unserer Welt – und dennoch für viel ein blinder Fleck. Das kannst du jetzt sofort spürbar ändern und gleichzeitig Freude und Kraft tanken.

Alles Liebe und 1001 Grüße

Birgit

Liebe Birgit, Dein Kurs ist wunderschön. Ich habe zwar erst gestern damit angefangen, aber die Energie, die Du vermittelst trifft mich mitten ins Herz. Ich habe zwar keine offensichtlichen Probleme mit dem Beckenboden, aber mir wird so langsam die Tiefe und Bedeutung klar… Sophie

Hallo Birgit,
als Orthopädin setze ich mich mit dem Thema Beckenboden sehr intensiv auseinander. Und es ist für mich immer wieder erstaunlich, wen dieses Thema betrifft. Ein nicht ausreichend kräftiger Beckenboden tritt schon bei jungen Frauen unter zwanzig auf, auch sehr häufig bei Männern , und da nicht nur in der Altersgruppe 50+. Und natürlich bei Frauen jeden Alters. Ganz erstaunlich ist für mich auch, dass es häufig die sehr sportlichen Männer und Frauen sind, die damit ihre Probleme haben und dann mit Fuß-, Knie- und Rückenproblemen in meiner Praxis auftauchen. Und auffallend auch, dass viel schon mal irgendwie Beckenbodentraining gemacht haben, aber trotzdem nicht wissen, was sie da „unten“ fühlen müssen, damit das Training effektiv ist. Gerade wieder vor einigen Tagen eine sehr sportliche Freundin von mir auf den Vorschlag, den Beckenboden zu trainieren: “ ich spür nicht, was ich da anspannen soll“.
Das ist so schade, denn es wäre ganz einfach viele Probleme an den Beinen und am Rücken zu vermeiden oder wieder los zu werden, wenn wir regelmäßig richtig unseren Beckenboden trainieren. Von den positiven Nebeneffekten, die Du beschreibst mal ganz abgesehen.
Deshalb wünsche ich Dir und uns, dass möglichst viele Frauen an Deinem Beckenbodentraining teilnehmen und das nötige Durchhaltevermögen und Eifer haben auch dabeizubleiben.
Denn dieses Training sollte uns täglich begleiten. 
Weil es uns in jeder Hinsicht belebt…

Silke Helfmeyer
Fachärztin für Orthopädie

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