Peinlichkeit und Scham

Wenn du deine Angst vor PEINLICHKEIT noch über deinen Wunsch, in deine Größe zu kommen stellst, dann lese weiter.
Ich habe mich vor einiger Zeit intensiv mit SCHAM befasst. Sie hält uns zurück und hat Auswirkungen auf unseren Körper, unser Auftreten und Fortkommen im Leben.

Wofür wir uns schämen

Wir schämen uns vor dem anderen Geschlecht. Vor anderen Frauen, die immer alle schöner, jünger, interessanter sind. Und schlimmer noch: wir schämen uns vor uns selbst.

Wir schämen uns sogar – weil wir uns schämen – und nicht alles mitmachen wollen aber nicht als Spielverderberinnen dastehen wollen.

Wir schämen uns vor unserer Nacktheit oder wenn wir das überwunden haben, dann halt für unser Doppelkinn; die Altersflecken; Falten; graue Haare; Haare im Gesicht oder wegen unseres Geruchs.

Und nicht fassbar, dass immer mehr Stellen unserer wunderbaren Frauenkörper nicht mehr gut genug sein sollten.

Wir schämen uns für unsere Lust oder dafür, dass wir keine Lust empfinden. Wir schämen uns, wenn wir ohne Arbeit sind und es ist uns peinlich über Geld zu sprechen.

Unser Erschöpftsein bringt uns in Verlegenheit, und wenn wir zu diszipliniert sind, sind wir uncool.

„Nur Mutter“ zu sein ist uns ganz arg. Aber noch peinlicher ist uns, als Rabenmutter betitelt zu werden. Wir schämen uns, wenn uns Defizite an uns gewahr werden; wir nicht studiert haben und wir schämen uns, wenn wir wegen Überqualifikation keinen gescheiten Job bekommen.

Wir werden rot, wenn wir gelobt und genauso wenn wir getadelt werden.

Scham hält uns ab, in unsere Größe zu kommen

Was passiert, wenn uns etwas PEINlich ist?


Aufschlussreich ist es, wenn wir uns daran erinnern, dass PEIN ein veraltetes Wort für Schmerz ist. „Peinliche Befragung“ hießen die unmenschlichen Foltermethoden bei Hexenprozessen. Die Angst davor sitzt uns auch heute noch in den Gliedern.
Die Angst vor Schmerz aktiviert dasselbe Hirnareal wie Scham.
Ganz praktisch gesehen, hält Scham speziell uns Frauen davon ab, zu „nerven“. Es ist uns PEIN:lich, wenn wir einen Wunsch mehrfach aussprechen müssen, um zu bekommen, was uns wichtig ist. Wir halten uns zurück, uns und unsere Angebote wiederholt zu zeigen. Es ist uns arg, aktiv nach einer Gehaltserhöhung zu fragen oder unsere Preise zu erhöhen.

Was wäre, wenn Peinlichkeit darauf hinweisen würde, dass wir ungeahnt viel Energie in uns haben, mit der wir nur noch nicht gelernt haben, weise umzugehen?

Wir sind so lange Opfer unserer Scham, bis wir sie für uns nutzen – statt gegen uns. Und das darf sich genüsslich, ja sogar großartig anfühlen.


Scham hält uns mit Vermeidungsverhalten auf Trab. Statt energisch das anzustreben, was uns wirklich wichtig ist, vertrödeln wir wertvolle Zeit damit, bei Nebensächlichkeiten perfekt zu sein. Kein Wunder, wenn so viele von uns abends erschöpft sind. Viel getan – aber wenig erreicht.
Und nicht nur das: Viele körperliche Beschwerden haben ihre Ursache in un-gefühlten Gefühlen.

Unzulänglichkeiten sind sexy, wenn du zu ihnen stehst. 

Wege aus der Scham

Wenn du Scham nicht länger über deinen Wunsch stellen willst, in deine Größe zu kommen, dann wähle dies bewusst. Allein dies ist ein erster kraftvoller Schritt.

Scham hat Macht über uns, so lange wir sie nicht fühlen wollen. SelbstbeHERRSCHUNG zurrt uns eher noch fester zusammen. Statt uns zusammenzureißen (Was für ein Wort!), empfehle ich dir den Weg der SanftMut:
Wenn wir aufhören, Scham zu verdrängen und uns erlauben, sie zu spüren, nehmen wir das Heft in die Hand. Und ja, das ist ungewohnt. Es ist eine Trainingssache für unser Nervensystem, zu halten, was wir fühlen. Und wie wir ein kleines Kind besänftigen, gilt es auch unser verängstigtes kleines Kind zu beruhigen, indem wir uns sagen: „Alles ist gut, ich fühle Scham, und ich halte das jetzt für einen Augenblick…“

Je mehr wir uns erlauben, zu fühlen, desto lebendiger sind wir.


Scham schneidet uns von unserer Gefühlswelt ab. Deshalb ist SINNlichkeit ein wunderbares Mittel, uns zu er:innern, unseren Sinnen zu trauen und mehr und mehr genüssliche Augenblicke in unseren Alltag einzuladen und dich selbst freundlich anzunehmen.

Alles Liebe

Birgit

In all meinen Büchern findest du Anregungen, die Energie der Scham zu wandeln und raffiniert für dich zu nutzen.

 

 

8 Kommentare
  1. Christa sagte:

    Hab diesen herrlichen Blog-Artikel gleich meinen sämtlichen Freundinnen gezeigt, die gleich in ein heftiges Palaver ausbrachen. Dicke Männer-dicke Frauen…die Ehe von jungen Männer/alten Frauen (s Macron) und andersrum….. usw. Hab aber selber auf der Hochzeit von Sohn Michael schamlos barfuß getanzt!!! Ging gut!! LG aus münster

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    • Birgit sagte:

      Liebe Christa, das nenne ich effektiv. Sich in der Gruppe entschämen hat was. Ich kann mir vorstellen, dass dir so mancher Partygast neidisch bis bewundernd auf die Füße geguckt hat.
      Alles Liebe – Birgit

      Antworten
  2. Tina sagte:

    Liebe Birgit,
    klasse geschrieben und ein klasse Statement, was ich komplett unterstreichen kann. Wir werden von der Umwelt auch so wahrgenommen, kommen dort so an, wie wir uns selbst fühlen und über uns denken. Wir kreieren damit unsere Ausstrahlung. Sie hat nichts mit den Körperformen zu tun… Alles Liebe dir und Grüße von Tina

    Antworten
    • Birgit sagte:

      Liebe Tina,
      im gleichen Maße wie wir uns schämen, halten wir uns mit Eigenlob zurück. Wir sind und leisten Besonderes, halten uns aber, wenn wir gnädig mit uns sind, bestenfalls für durchschnittlich. Auch damit kreieren wir unsere Ausstrahlung und halten unser Licht klein. – Außer: wir bringen unser Licht in die Welt 🙂
      Alles Liebe
      Birgit

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  3. Heidi sagte:

    Liebe Birgit, liebe Draufgängerin/nen,

    ‚Schämen‘ – ein Thema in meinem Leben auf verschiedenen Ebenen, in verschiedenen Ausprägungen….

    Heute aber nochmal (etwas bewusster) gemerkt … dass manches, wofür ich mich jahrzehntelang doch mehr oder weniger schämte, nachlassen kann. Warum? Nicht unbedingt, weil ich damit psychisch besser umgehen kann, sondern weil die ZEIT etwas bewirkt hat – die Wechseljahre rein physisch etwas bewirken : Die haarigen Beine verschwinden (also, die Haare, nicht die Beine!). Heute im Garten begutachtete ich also mit einer zweiten Person den spärlichen Rest an Behaarung und freute mich…. das Schönheitsideal oder -diktat sagt halt etwas anderes – und zwar schon ziemlich lange

    Und das schwabbeliger gewordene Bindegewebe? Nein, dafür schäme ich mich nicht.
    Das bin ich, die schon über ein halbes Jahrhundert lebt, das kann nicht mehr prall und babyhautglatt sein…. – und die Tatsache, dass es etwas Weibliches an sich hat, gefällt mir.

    Und soll ich mich für die helle, ungebräunte Haut an den Beinen und den Füßen schämen? Warum das? Meine Haut ist helle UND heile, mein Körper trägt mich durchs Leben – und die Füße, die, die die Last tragen, werden auch wieder heil werden.

    Danke für die Anregungen in deinem blog,

    viele Grüße
    Heidi

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    • Birgit sagte:

      Liebe Heidi,
      Scham bremst uns aus. Gleichzeitig zeigt sie uns aber ganz deutlich, wo wir noch nicht offen sind. Manchmal genügt es auch schon, wenn wir uns bewusst machen, dass wir nicht allein mit diesem Problem sind. Hier ist dann ein Perspektivenwechsel nützlich, so wie du es mit deiner „Freundin“ machst. Wenn wir uns (auch in Gedanken) einer anderen Person anvertrauen, wird sie uns wahrscheinlich deutlich mehr Mitgefühl entgegenbringen als wir selbst. „Das ist doch aber gar nicht so schlimm“ wird sie höchstwahrscheinlich antworten. Und ja, dann ist es wirklich schon etwas leichter. Allein dadurch, dass wir etwas Licht hereinlassen, werden wir auch handlungsfähig, bzw. können bewusste Entscheidungen fällen. Will ich das? Will ich etwas ändern? Ist es das wert?
      Alles Liebe und vielen Dank, dass du das mit uns teilst
      Birgit

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  4. Sabine Reichert sagte:

    Oh ja liebe Birgit,
    da sprichst du ein Thema an… Gut so! Ist es nicht ver-rückt, wie wir Frauen uns selber der Lebensfreude berauben, weil wir uns für 100.000 Dinge an uns und um uns herum und was weiß ich noch alles schämen? Danke für diesen Artikel und fürs Erinnern, denn in Wirklichkeit gibt es (fast?) nie einen Grund, sich zu schämen. Und aus Erfahrung kann ich sagen, es ist ein Vorteil des Älterwerdens, mit sich gelassener umzugehen 😉
    Auf dein Interview bin ich schon gespannt, habe Stefans Podcast eh abonniert und werde ihn mir morgen auf der Fahrt nach Berlin ins Ohr stöpseln.
    Liebe Grüße und genieße die Sonne!
    Sabine

    Antworten
    • Birgit sagte:

      Liebe Sabine,
      wenn wir Dinge offen ansprechen, nehmen wir ihnen die Macht über uns. Mit meinen Artikeln über Scham möchte ich mich ins Herz all der Frauen schleichen, und ihnen Mut zuflüstern, die sich verschämt zurücknehmen. Vielleicht wird ein „so schlimm ist das ja eigentlich gar nicht“ draus und irgendwann ein „seltsam, und deshalb habe ich mich so geschämt?!“
      Unverschämte und dennoch liebe und respektvolle Grüße 😀
      Birgit

      Antworten

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